„Wir liefern keine Lösungen für die Welt“

Einmal mehr geht Prof. Radermacher in einem Interview mit dem Magazin „Entsorga“ hart mit der aktuellen Klimapolitik Deutschlands ins Gericht. „Ich gehe sogar soweit zu sagen, dass wir mit unseren nationalen Maßnahmen teilweise dem globalen Anliegen schaden“, stellt er klar. Grund dafür sei, dass die Politik dazu führe, dass Gelder in die falschen Themen gesteckt würden. Obwohl man schon lange global denken und handeln solle, richte sich die deutsche Sichtweise weiterhin auf nationale Themen, die im Endeffekt nichts nützen würden.

Als Beispiel nennt der Professor den Kohleausstieg. Während Deutschland für 40 Milliarden Euro die Kohlekraftwerke mit 40 Gigawatt Kohlekapazität stilllegen möchte, baut China jedes Jahr Werke mit einer Kapazität von 40 Gigawatt neu auf. Die Lösung sei laut Radermacher das Abfangen des CO2 direkt am Kraftwerk und die anschließende Wiederverwendung in Form von synthetischen Treibstoffen.

Wie Prof. Radermacher zur Klimapolitik Chinas steht, ob Kernenergie für ihn eine akzeptable Lösung ist und warum wir in Deutschland keinen grünen Strom importieren, erfahren Sie im vollständigen Interview des Magazins „Entsorga“.

Quelle: „Entsorga – Das Fachmagazin für Kreislaufwirtschaft: Klimaziele in Deutschland verwirklichen: Noch in der Spur?“ (Erschienen im März 2022)

Bildquelle: Iván Tamás (Pixabay)

Fossile oder erneuerbare Energien? Interview mit Prof. Radermacher

Ist ein Ausstieg aus fossilen Energien sinnvoll? Ist es notwendig, dass die Menschheit zugunsten des Klimaschutzes auf Wohlstand verzichtet? In einem Interview mit dem Chefredakteur des Magazins „die Wirtschaft“ Stephan Strzyzowski antwortet Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Radermacher darauf mit einem klaren „Nein“.

Durch den Ukraine-Krieg ist russisches Gas zu einem umstrittenen Thema geworden, aber auch vorher forderten Klimaschützer schon den Ausstieg Deutschlands aus Kohle, Gas und Öl. Eine Abkehr von fossilen Energieträgern hätte laut Prof. Radermacher jedoch schwerwiegende politische Folgen, wäre sehr teuer und hätte letztendlich nur wenig Einfluss auf das globale Klima. Stattdessen sollte CO2 wieder eingefangen und in einen Kreislauf eingeführt werden. In der USA und in Norwegen wird dieser Gedanke schon umgesetzt. Einen Ausbau der erneuerbaren Energien „in Richtung Verdopplung des aktuellen Niveaus“ hält Prof. Radermacher allerdings für sinnvoll.

Weitere Themen des Interviews sind die Profiteure des Ausstiegs aus fossilen Energien, der Widerspruch zwischen Naturschutz und dem Bau von Windkrafträdern und die Auswirkungen der Klimapolitik in Europa.

Das gesamte Interview finden Sie hier.

Bildquelle: LoggaWiggler (Pixabay)

Berufung von Dr. H. Ünver zum Professor für Technologie- und Innovationsmanagement an der FOM in Frankfurt

Google-Vizepräsident, Turing-Preisträger und „Vater des Internets“ Dr. Vinton G. Cerf, der Ünver bisher vielfältig unterstützt hat, gratuliert zur Berufung im Rahmen einer digitalen Ernennungsfeier.

Die Feier wurde eingeleitet mit Grußworten von FOM Rektor Prof. Dr. Burghard Hermeier. Zu den Gratulanten gehörten auch Prorektorin Prof. Dr. Ingrid Eumann, FOM Kanzler Dr. Harald Beschorner, Vertreter der FOM Frankfurt, Prof. Dr. Dr. Franz Josef Radermacher, Prof. Dr. Estelle Herlyn sowie Kollegen, Freunde und Familie von Ünver sowie der Ehrengast Dr. Vinton Cerf.

Cerf: „Die Arbeiten von Dr. Ünver sind von entscheidender Bedeutung, um die Barrieren für die Verbreitung und Nutzung des Internets sowie die daraus resultierenden (volks-) wirtschaftlichen Vorteile und Risikopotenziale zu verstehen.“ Der Internet-Pionier und Turing-Preisträger hatte sich aus den USA zugeschaltet.

Cerf formulierte auch einige Gedanken zur Zukunft der Lehre: „Wenn ein bezahlbarer und sicherer Breitband-Zugang zum Internet gewährleistet sei, könne dies Möglichkeiten für weitere Bildungswege eröffnen. In Zukunft geht es nicht allein darum, Bildung als eine Phase in den ersten 20 bis 25 Lebensjahren zu verstehen. In den letzten hundert Jahren hat sich die Lebenserwartung in weiten Teilen der Welt massiv erhöht. Dafür gibt es eine Vielzahl von Gründen, aber die Auswirkungen auf die Bildung sind tiefgreifend. Stellen Sie sich vor, Ihr Kind oder Enkel möchte gerne 100 Jahre alt werden und fast die ganze Zeit bei guter Gesundheit sein. Es ist unwahrscheinlich, dass man in den ersten 20-25 Lebensjahren alles lernen kann, was man für eine produktive Karriere braucht. Geht man von einer produktiven Karriere von 60 bis 70 Jahren aus, werden sich Technologie und Rahmenbedingungen auf der Welt sicherlich ändern und von uns verlangen, dass wir neue Dinge lernen, um für unsere Arbeit relevant zu bleiben. Man muss sich nur die ersten 20 Jahre des 21. Jahrhunderts ansehen, um sich davon zu überzeugen. Vor nur 14 Jahren wurde das Smartphone eingeführt und wir können sehen, wie es den Lauf des Internets und seiner Online-Dienste beeinflusst hat. Die nächsten Jahrzehnte werden sicherlich noch mehr Unerwartetes bringen.“

Cerf und Ünver begegneten sich zum ersten Mal 2014 auf einer UN-Konferenz, wo sie sich über die Doktorarbeit von Ünver unterhalten haben. Ünver promovierte 2015 mit seinem Thema „Globale Vernetzung, Kommunikation und Kultur – Konflikt oder Konvergenz“ zum Dr. rer. nat. an der Universität Ulm bei Prof. Dr. Dr. Franz Josef Radermacher und Prof. Dr. Michael Weber sowie in mehrjähriger Kooperation mit Prof. Dr. Wolfgang Coy von der Humboldt-Universität zu Berlin. Bereits als Student hatte er die Arbeiten am FAW/n kennengelernt und interessierte sich früh für die Zukunftsgestaltung und Erforschung von Globalisierungsprozessen im Kontext Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Kultur. Anschließend war er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Post-Doc am Institut für Datenbanken/Künstliche Intelligenz an der Universität und gleichzeitig über viele Jahre auch am FAW/n tätig.

Neben seinen Tätigkeiten als Berater interessiert sich Prof. Ünver für die Verknüpfung der Themengebiete Digitale Transformation, Nachhaltigkeit, Energie und Klima, Verkehr und Mobilität, Globalisierung, Internationale Beziehungen und kultureller Wandel. Mit diesen Themen ist er teils in Think-Tank Arbeitsgruppen auf UN/G20/EU-Ebene aktiv. Er ist im Advisory Board der European Technology Chamber (EUTEC) und arbeitete als Direktor Internationale Beziehungen beim Senat der Wirtschaft Europa. Seit 2018 lehrte Dr. Ünver am FOM Hochschulzentrum in Stuttgart und wird nun als Professor für Technologie- und Innovationsmanagement die FOM in Frankfurt bereichern.

Die gemeinnützige FOM Hochschule gehört zur Stiftung BildungsCentrum der Wirtschaft (BCW) in Essen. Aktuell zählt die Hochschule in über 30 Städten in Deutschland und in Wien zusammen mehr als 50.000 Studierende. Das Besondere: Sie absolvieren die staatlich anerkannten und akkreditierten Bachelor- und Masterstudiengänge berufsbegleitend parallel zu Job oder Ausbildung.

Bildquelle: H. Ünver; Gerd Altmann (Pixabay)

Richtig was bewegen

Gesucht: Studierende und Young Professionals für die Development and Climate Academy

Schon vor 50 Jahren brachte es Indira Gandhi bei der ersten UN-Umweltkonferenz in Stockholm auf den Punkt: Entwicklung und Umwelt- und Klimaschutz müssen immer zusammengedacht werden.

Diese Gleichzeitigkeit spiegelt sich heute in den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN wider. In der Praxis sind wird jedoch noch weit von einer erfolgreichen Umsetzung entfernt.

Die Allianz für Entwicklung und Klima leistet wichtige Beiträge und motiviert nicht-staatliche Akteure zur Förderung von Projekten in Entwicklungs- und Schwellenländern, die zugleich den Menschen vor Ort dienen und das Klima schützen.

Junge Menschen, die den Ansatz der Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima und den Gesamtkontext verstehen, können nach erfolgreichem Abschluss der Academy aktiv für die Anliegen der Stiftung AEK werben und sich zugleich fundiert mit den großen Fragen unserer Zeit beschäftigen.

Diese Möglichkeit schafft die vom FAW/n und der Hermann Ehlers Stiftung durchgeführte Development and Climate Academy nun zum dritten Mal. In ihrem Rahmen findet u.a. eine Präsenzveranstaltung bei der Hermann Ehlers Stiftung in Kiel statt (24.-26.9.22). Die Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima ist als Kooperationspartner mit dabei.

Was ist geplant?

In einer zweitätigen Academy vom 24. – 26.09.2022 in Kiel und 4 vorbereitenden Webinaren werden zentrale Aspekte der heutigen globalen Herausforderungen in Bezug auf internationalen Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung vermittelt. Referentinnen und Referenten sind unter anderem Prof. Dr. Estelle Herlyn und Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Franz Josef Radermacher.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden darin geschult, Unternehmen, sowie politische und gesellschaftliche Akteurinnen und Akteure zum Handeln zu motivieren.

Bewerbungsverfahren

Wir freuen uns über Ihre Bewerbungen mit Motivationsschreiben und Lebenslauf, die Sie an das FAWn (mende@fawn-ulm.de) richten können. Die Anzahl der Plätze ist auf 20 Personen begrenzt. Die Kosten für Anreise und Übernachtung nach Kiel werden in Abstimmung mit den Organisatorinnen und Organisatoren finanziell unterstützt.

Alle weiteren Informationen finden sich in der Ausschreibung.

Bei Rückfragen stehen Ihnen gerne folgende Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner zur Verfügung:

Bildquelle: Drees & Sommer SE

„Zukunftstagung“ an der südtiroler Universität Bozen mit Prof. Radermacher

„Wie zukunftsfähig ist unser ökonomisches Wachstumsmodell?“ lautet der Titel der Tagung an der Universität Bozen, zu der Prof. Franz Josef Radermacher als Gastredner eingeladen wurde. Anlässlich seines Besuchs wurde er von „Zett – Die Zeitung am Sonntag“ zur Bewältigung der Klimakrise interviewt.

Auf die Frage, ob die Coronakrise als „Booster“ für das Thema Klima gesehen werden kann, gibt der Professor an, dass er nicht denkt, wir hätten etwas aus der Pandemie bezüglich Globalisierung und Kooperation gelernt. Statt global zusammenzuarbeiten, beschäftige sich jeder mit sich selbst und versuche, Krisen im Kleinen zu lösen, egal ob die Coronapandemie oder den Klimawandel. Dies sei nicht zielführend, denn „helfen würde Engagement in Afrika oder Indien“.

Elektromobilität sei dabei kein Weg, um das Problem global zu lösen, da sie für arme Länder schlicht zu teuer sei. Stattdessen nennt Prof Radermacher klimaneutrale synthetische Kraftstoffe und Energieträger als Lösungswege. Er stellt klar: „Ich bin persönlich überzeugt davon, dass wir mit den richtigen Innovationen auch das heutige Problem wieder lösen werden.“

Das gesamte Interview finden Sie hier.

Quelle: Zett – Die Zeitung am Sonntag

Bildquelle: Bonnie Taylor (Pixabay)

Ökosoziale Marktwirtschaft: Ein Neubeginn?

Immer wieder fällt in den letzten Tagen der Begriff „Ökosoziale Marktwirtschaft“. Die Rheinische Post hat die Vorstellungen, was Politiker darunter verstehen, unter die Lupe genommen und auch Prof. Radermacher dazu befragt.

Die 22 Arbeitsgruppen der Ampel-Verhandler haben kürzlich ihre Ergebnisse zu verschiedenen Fachthemen präsentiert, während offene Streitpunkte in Spitzenrunden geklärt werden sollen. Ein zentraler Begriff in den Verhandlungen ist die „ökosoziale Marktwirtschaft“, die ökologische Ambitionen mit sozialer Verantwortung verbinden soll. Diese Idee impliziert, dass der Staat neue Aufgaben übernehmen muss, um den technologischen Umbau zu finanzieren und Investitionen zu fördern. Kritiker argumentieren, dass dies eher zu mehr staatlicher Kontrolle führt, was dem ursprünglichen Sozialstaatsgedanken widerspricht, der die Menschen befähigen und nicht bevormunden wollte.

Der Begriff „ökosoziale Marktwirtschaft“ ist nicht neu; bereits in den 1970er Jahren wurde darüber nachgedacht, Umweltschutz in die Marktwirtschaft zu integrieren. Vertreter dieser Idee fordern, dass Umweltverschmutzung einen Preis hat und dass die Ausbeutung natürlicher Ressourcen begrenzt werden muss. Franz Josef Radermacher, ein Vordenker des Ansatzes, betont, dass ökosoziales Wirtschaften auch Innovationen fördern muss, um den Wohlstand zu erhalten.

Ein zentrales Problem ist die globale Dimension der ökosozialen Marktwirtschaft. Die Einpreisung von Umweltkosten wird oft umgangen, indem in Ländern mit niedrigen Umweltstandards produziert wird. Um eine echte ökosoziale Marktwirtschaft zu erreichen, sind globale Vereinbarungen und finanzielle Transfers von reichen zu armen Ländern notwendig. In Europa konzentrieren sich „grüne Projekte“ oft auf nationale Grenzen, was die globale Wirkung einschränkt. Radermacher kritisiert, dass reiche Länder sich auf ihre eigenen Probleme konzentrieren, während die ärmeren Länder mit existenziellen Herausforderungen kämpfen.

Er plädiert für einen globalen Ansatz zur Bewältigung der Klimakrise, der mehr Ressourcen und Innovationskraft in die Lösung dieser Probleme lenken würde. Derzeit fließen Umweltabgaben in Projekte, die vor allem den wohlhabenden Ländern zugutekommen. Radermacher warnt, dass dieser Fokus auf nationale Lösungen nicht ausreicht, um die globalen Herausforderungen zu bewältigen, und dass ein umfassenderer, kooperativer Ansatz notwendig ist, um die Klimakrise effektiv zu bekämpfen

Der gesamte Artikel befindet sich hinter einer Paywall.

Bildquelle: Dorothe (Pixabay)